Ulrich Franke nimmt nicht die von Spaziergängern bevölkerte Niedergasse, sondern eilt – sozusagen hinter den Kulissen – den Uferweg der Thyra entlang. Der Ortsbürgermeister ist heute Gratulant auf einer Diamantenen Hochzeit. Seit 1990 ist er das Stadtoberhaupt des 1.100-Seelen-Ortes, deshalb kennt er jeden und jeder kennt ihn.

"Wir haben schon Glasfaserkabel gelegt, da wusste man anderswo noch nicht, was Internet soll"

Er kann Geschichten erzählen, ganz alte und solche aus seiner Amtszeit: Wie er die Einwohner Anfang der Neunziger überzeugen musste, an ihren Häusern den in DDR-Zeiten mühsam beschafften Bootslack von den Balken zu kratzen und die „schönen“ weißen Plastikfenster aus Nachwende-Tagen wieder rauszuschmeißen. Wie behutsam die neuen Rohre und Leitungen unter die jahrhundertealten Fundamente geschoben wurden. Oder wie alle Straßen nicht nur aufgerissen, sondern regelrecht beiseite geräumt waren. „Wir haben schon Glasfaserkabel gelegt, da wusste man anderswo noch nicht, was Internet soll“, sagt er.

Ein anderes Beispiel für modernes Denken in der alten Stadt rollt aktuell durch die Straßen und Gassen Stolbergs: ein kleiner, automatisiert fahrender Bus; zwar noch Pilotprojekt, aber nicht ohne Chance irgendwann wiederzukommen. Was dem Ortsbürgermeister heutzutage Kummer bereitet, ist die Tatsache, dass die Gebietsreform das für die Denkmalpflege unerlässliche bürgerschaftliche Engagement bröckeln lässt.

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