Gut zu wissen

Der Vulkan im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz

Der erste künstliche Vulkan Europas befindet sich am Rand der Wörlitzer Anlagen auf der Felseninsel Stein, die zwischen 1788 und 1794 im Auftrag von Fürst Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) entstand. Die Insel erinnert an die Grand Tour des Fürsten im Jahr 1766, auf der er die Ausgrabungsstätten von Pompeji und Herculaneum besuchte und den Vesuv bestieg.

Der Fürst erschuf eine einzigartige Anlage

Die einzigartige Anlage umfasst Grotten, Gänge, ein antikisierendes Theater – und einen Miniatur-Vesuv. Zudem ließ Fürst Franz die Villa Hamilton errichten, ein Symbol seiner Freundschaft mit Sir William Hamilton, dem britischen Diplomaten, Antikensammler und Geologen. Selbst die Topografie und Vegetation der Insel wurden der italienischen Landschaft nachempfunden. Damit spiegeln die Nachbauten antiker Stätten die Bildungsabsichten des Fürsten wider.

Die erste künstliche Eruption des Vulkans fand nach heutiger Erkenntnis 1794 statt. Zeitgenössische Autoren beschrieben die Inszenierungen eindrucksvoll. Nach der Sanierung der Insel Stein im Jahr 2005 wurde erstmals nach über 200 Jahren wieder ein künstlicher Vulkanausbruch in Wörlitz inszeniert.

Schutz und Erneuerung des kleinen Vesuvs

Zwischen 2006 und 2019 fanden mehrere Eruptionen im Rahmen von Veranstaltungen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz statt und begeisterten zahlreiche Besucher. Diese Eruptionen verursachten jedoch immer wieder Risse im Vulkankegel aus Ziegelstein, der mit Schlacken- und Kalkstein verkleidet ist. 2023 wurde erstmals wissenschaftlich untersucht, dass eine hitze- und salzbedingte Kruste die Verdunstung von Feuchtigkeit verhinderte. Der entstehende Dampfdruck führte zu den Rissen.

Um zukünftige Schäden zu vermeiden, wurde Lehm als Schutzmaterial eingesetzt – ein feuerfester, offenporiger und leicht reparierbarer Baustoff. Im Inneren des Kraters entfernte man die schädliche Kruste und mauerte eine Hülle aus Lehmsteinen, die das historische Mauerwerk vor Hitze schützt. Ein erfolgreicher Testbrand bestätigte die Wirksamkeit der Maßnahme, sodass nun Vulkanausbrüche ohne Bauschäden möglich sind.

Zum Schutz des Vulkans vor Nässe wird im Winter eine wasserdichte Abdeckung verwendet, die Regenwasser ableitet. Außerdem kommen moderne Effekte und Brandmittel zum Einsatz, die historische Szenarien realistisch nachbilden, jedoch heutigen Sicherheits-, Umwelt- und Gewässerschutzstandards entsprechen.

Echtzeit - Online Magazin - Feuer und Flamme fürs Gartenreich: Der Vulkan ruft auch 2025!